Voltavision: Hier zählt der Mensch

Ein Gespräch mit Katja Buß

Mathematik und Technik haben Katja Buß schon immer interessiert. Und doch kam sie erst über einen kleinen Umweg in den Ingenieurstudiengang. Heute arbeitet die 34-jährige promovierte Wirtschaftsingenieurin mitten im Bochumer Technologie-Quartier. Dort hat sie mit Voltavision ein Unternehmen gefunden, in dem sie sich beruflich weiterentwickeln kann und das ihr die nötige Flexibilität bietet, sich um ihren kleinen Sohn zu kümmern.

 


„Nach dem Abitur habe ich erst einmal begonnen, BWL zu studieren, da mich die Prozesse im Unternehmen interessierten und ich ein mathematiklastiges Fach studieren wollte. Allerdings erfüllte mich dieses Fach nicht vollkommen“, erzählt Katja Buß. Erst als sie einen Professor aus dem Wirtschaftsingenieurwesen kennenlernte und seine Vorlesung besuchte, erkannte sie: „Wow, das will ich.“ Dieser Professor war für die Studentin ein wichtiger Impulsgeber, der sie zum Wirtschaftsingenieurwesen ermutigte und ihr half, die Weichen für ihr berufliches Leben zu stellen. Und sich auch später, im Masterstudium, als eine Art Mentor für sie einsetzte.

Da Katja Buß am eigenen Leibe erfahren hatte, wie wichtig es gerade für junge Frauen ist, zu MINT-Fächern ermutigt zu werden, engagierte sie sich während ihres gesamten Studiums als Tutorin in der Sommeruni. Dort können Mädchen (und mittlerweile auch Jungen) eine Woche in MINT-Studiengänge „reinschnuppern“. „Mir selbst hätte so eine Möglichkeit damals bei der Entscheidung geholfen, und ich habe mich in den Mädchen wiedererkannt.“

Master und Promotion zum Thema Elektrobatterien

Ihre Masterarbeit schrieb Katja Buß zum Thema Elektrobatterien von Fahrzeugen und spezialisierte sich dadurch genau auf das Fachgebiet, in dem ihr heutiger Arbeitgeber unterwegs ist. Nach dem Studium entschied sie sich zunächst, in der Wissenschaft zu bleiben und zu promovieren. Ihre Dissertation schrieb sie am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen, und zwar auch wieder im Bereich Batterien, diesmal mit dem Schwerpunkt stationäre Batteriespeicher, die unter anderem zur Speicherung von Solarstrom eingesetzt werden. „Die Forschung war spannend, und Fraunhofer hat ein tolles Batterielabor“, schwärmt Katja Buß. Nach nur dreieinhalb Jahren schloss sie ihre Promotion ab. „Ich bin ein strukturierter Typ, ich muss immer eine neue Herausforderung haben, auf die ich mich fokussieren kann.“

Der Kicker im Entree

Nach der Promotion folgte ein Jahr Elternzeit, und bald darauf machte sie sich auf die Suche nach einem familienfreundlichen Arbeitgeber. Schließlich schrieb sie eine Initiativbewerbung an Voltavision und wurde dort mit offenen Armen empfangen. Das Bochumer Unternehmen ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. „Damals war ich Mitarbeiterin Nr. 25, mittlerweile sind wir inklusive Produktion und Verwaltung circa 140 Leute.“

 

Rollen und Kreise

Ihre Aufgabe bei Voltavision: Ressourcen zu managen, also bei Kundenanfragen zu prüfen, ob und wann es freie Kapazitäten bei den Prüfständen gibt und wie die Kundenanforderungen damit am besten bedient werden können. Und sie ist zuständig für einen bestimmten Testbereich, nämlich: „Ich führe den Kreis Modul.“ Was denn für einen Kreis bitte? Frau Buß erklärt: „Wir arbeiten nach dem sogenannten holokratischen System. Hier sind alle Mitarbeiter selbstorganisiert. Wir organisieren uns in Kreisen, in denen jeder in einer bestimmten, vorher festgelegten Rolle arbeitet. Am Ende muss das Arbeitsergebnis stimmen, aber wie man seine Rolle gestaltet, bestimmt man selbst.

Katja Buß auf der Sonnenterasse von Voltavision

So eine selbstorganisierte Arbeitsweise setzt doch sicher eine hohe Selbstmotivation und Disziplin der Beteiligten voraus? „Ja, natürlich. Hier sind alle Kollegen sehr motiviert und haben Lust auf ihren Job. Daraus ergeben sich viele Freiheiten. Alle können mitgestalten und etwas bewegen. Alle zwei Wochen haben wir ein Meeting, bei dem wir Verbesserungsvorschläge, Fehler und Lösungen besprechen. Jeder kann sich einbringen. Es wird nicht von oben diktiert, sondern es kommt von innen heraus, nur der Rahmen wird abgesteckt. Ort und Zeit der Arbeit sind flexibel und zweitrangig, ob hier oder im Home Office, ob morgens oder abends. Wir haben reine Vertrauensarbeitszeit. Hauptsache, das Ergebnis stimmt und der Kunde ist glücklich!“ erklärt Katja Buß die Arbeitsweise bei Voltavision.

Auch während der Corona-Zeit erweist sich Voltavision als sehr flexibles Unternehmen. Neben einem generellen Notfall-Plan der Geschäftsführung hat jedes Team für sich einen individuellen Plan erarbeitet, wie die Arbeit während der Krise gestaltet wird, etwa wer wann im Home Office oder vor Ort im Labor arbeitet, wie das Team aufgeteilt wird etc.

Weibliche Vorbilder

Gemeinsam mit Max Ehl nahm Katja Buß am Programm „Fit in Führung“ des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Mittleres Ruhrgebiet teil. Dem Personalentwickler wurde dabei klar, dass Genderneutralität noch nicht in jedem Unternehmen im Alltag angekommen ist. Bei Voltavision werde sie jedoch längst gelebt. „Wir bemühen uns um genderneutrale Sprache“, sagt Max Ehl, „denn wir möchten wirklich beide Geschlechter ansprechen, auch natürlich im Recruiting. Oft sind es solche kleinen Schritte, die einen Unterschied machen. Und wir finden es wichtig, dass nachwachsende Generationen ,Role Models‘ haben, also weibliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können.“

 

Zum Schluss noch die Frage an Katja Buß, was sie in der Corona-Phase am meisten vermisst hat

„Unsere Teamevents. Wir haben hier ja immer auch viel Spaß zusammen und sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Normalerweise grillen wir alle auch mal zusammen auf der Terrasse oder stellen im Sommer einen Pool hinter dem Haus auf. Hier zählt halt nicht nur die Arbeitsleistung, sondern auch der Mensch.“

Katja Buß

Voltavision

Infos zu Voltavision

ist ein Entwicklungs- und Testzentrum im Bereich der Elektromobilität und Nutzung erneuerbarer Energien. Das Bochumer Unternehmen verfügt über eines der modernsten Prüflabore für elektrische Energiespeicher und Leistungselektronik.

Von 140 Mitarbeitenden sind etwa 12 Prozent weiblich.

Viktoriastr. 10
44787 Bochum
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