wewole-Stiftung
Authentisch bleiben!
Seit gut einem Jahr arbeitet Mira Hosse bei der Herner wewole Stiftung. Dort übernahm die Sozialarbeiterin schon bald nach dem Jobstart übergeordnete Aufgaben im sozialen Dienst. Soziale Arbeit und Karriere – ist das nicht immer noch ein Widerspruch? Nein, sagt die 30-Jährige Mutter eines kleinen Sohnes.
Die wewole Stiftung, deren Anfänge auf das Jahr 1973 zurückgehen, trägt ihre Geschäftsbereiche im Namen: werken, wohnen, lernen – für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen. In den hauseigenen Werkstätten arbeiten sie zum Beispiel in einer Schreinerei, einer Wäscherei, einer Großküche, im Cafébetrieb, in einer Metallwerkstatt oder im Garten- und Landschaftsbau.
„Mit 19 Jahren, direkt nach dem Abi, habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der wewole gemacht“, erzählt Mira Hosse, „Ich wusste damals nicht so recht, was ich werden sollte. Unter Behindertenwerkstatt konnte ich mir nichts vorstellen und habe hier erstmal hospitiert. Und siehe da, die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe vor allem im Schwerstmehrfachbehindertenbereich gearbeitet, und die positive Rückmeldung der Menschen dort hat mich ungeheuer motiviert und mit Energie gefüttert. Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich schlechtgelaunt aufgestanden bin!“
Studium und erste Joberfahrungen
Also entschied sich die junge Frau für ein Studium der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum, das sie im Rekordtempo von drei Jahren durchzog. „Danach habe ich fünf Jahre im Schichtdienst in einem Wohnheim für psychisch Erkrankte in Essen gearbeitet. Da war ich für so ziemlich alles zuständig: Begleitung beim Einkaufen und bei Arztbesuchen, Zimmer aufräumen, Kontakt mit gesetzlichen Betreuern, Kostenzusagen und überhaupt alle Geldgeschichten. Ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen und habe alles gelernt, was im sozialen Bereich von Bedeutung sein könnte.“
Bild der Werkstätten
Als Mira Hosse schwanger wurde, war klar: Schichtdienst geht nicht mehr, und der Weg zum Job war auch zu lang. Also bewarb sie sich aus der Elternzeit heraus bei der wewole Stiftung und wurde genommen.
Fortbildung und Familienplanung
Dort stieg sie mit 20 Wochenstunden ein, und als es zu Hause mit der Kinderbetreuung gut lief, erhöhte sie auf 30 Stunden. „Wenn mein Sohn alt genug ist, möchte ich Vollzeit arbeiten“, so Mira Hosse. „Wenn etwas Besonderes ist, kann ich in meinem Bereich auch mal eine halbe Stunde später kommen und diese abends dranhängen. Im Werkstattbereich geht das natürlich nicht, denn die Betreuung der dort Beschäftigten muss stets gewährleistet sein.“ Parallel zum Studium bzw. zur Schwangerschaft erweiterte Mira Hosse ihre Qualifikation um zwei Zusatzausbildungen (im Bereich Sozialpsychiatrie und psychosozialer Beratung): „Ich hab‘ gedacht, ich nehme alles mit, was ich machen kann. Denn später, wenn Familie und Kinder da sind, würde das ja nicht passen.“
Mira Hosse
Kaum hatte sie bei der wewole Stiftung angefangen, nahm sie schon am „Fit in Führung“-Programm des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Mittleres Ruhrgebiet teil. Gemeinsam mit Anja Gresch, die im Unternehmen für die Personalentwicklung und das betriebliche Gesundheitsmanagement verantwortlich ist, nutzte sie das Beratungs- und Coachingangebot. „Das hat wirklich viel gebracht. Zum einen die individuelle Betreuung, zum anderen der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen, die aus völlig anderen Bereichen kamen“, lautet das Fazit von Mira Hosse.
Karriere und Chancen
Wo sieht sie sich in zehn Jahren? „Auf jeden Fall gerne in einer leitenden Position.“ Doch wie stehen die Chancen für junge Akademikerinnen, im sozialen Bereich Karriere zu machen? Anja Gresch, selbst Sozialwissenschaftlerin mit dem Studienschwerpunkt Arbeits- und Personalorganisation, ist überzeugt: „Die Chancen sind gut. Wichtig ist, dass man zu hundert Prozent hinter dem steht, was man tut, und dass das Unternehmen zu einem passt. Das heißt, dessen Ziele und Werte sollten mit den eigenen übereinstimmen. Unsere Aufgabe hier bei der wewole zum Beispiel ist es, die Menschen mit Behinderungen bestmöglich zu fördern und ihnen eine möglichst große Teilhabe am Leben zu ermöglichen.
Feierabend!
Professionalität ist für Mira Hosse ein großes Thema. „Ich habe schließlich nicht soziale Arbeit studiert, weil ich so ein guter Mensch bin und anderen helfen möchte. Natürlich macht mir persönlich das Helfen und Unterstützen Freude, aber zu meinem Job gehört sehr viel fundiertes Wissen und eben auch eine gesunde Nähe-Distanz-Regulierung. Wenn ich diese nicht hätte, könnte ich die Arbeit nicht machen. Denn das gehört doch auch zur Professionalität dazu: dass man weiß, irgendwann ist die Arbeit auch mal zuende.“
Man muss authentisch bleiben. Dann klappt es auch mit der Karriere.
Wer will, der kann!
Infos zur wewole-Stiftung
Knapp 1.000 Werkstattbeschäftigte arbeiten im Herner Stammhaus der wewole Stiftung und mehreren Zweigstellen, hinzu kommen angegliederte Wohnstätten, die ambulante Betreuung sowie Angebote im Berufsbildungsbereich. In Handwerk, Betreuung, Organisation und Verwaltung sind bei der wewole Stiftung rund 360 Menschen in verschiedenen Bereichen tätig (z. B. Sozialarbeit, Heil- und Rehabilitationspädagogik, Bereichsleitung, Handwerk, Pflege). Der Frauenanteil liegt insgesamt bei circa 60 Prozent.