Agentur Prinzträger

Austausch auf Augenhöhe

Gar nicht so leicht, mitten in der Pandemie zwei Chefinnen gleichzeitig vors Mikro bzw. vor die Kamera zu bekommen. Zumal, wenn beide überwiegend im Home-Office arbeiten, kleine Kinder haben und dann noch Glatteis hinzukommt. Doch Larissa Prinz und Marie Träger sind Profis in Sachen Organisation. Seit neun Jahrenbetreiben sie als Duo das Designstudio PRINZTRÄGER. Im virtuellen Interview erzählen sie, wie sie mit ihren zwei Angestellten (nicht nur) in Corona-Zeiten die Kommunikation managen und wie ein familienfreundliches Arbeitsumfeld für sie aussieht.


Die Geschichte von PRINZTRÄGER begann an der FH Dortmund im Fachbereich Kommunikationsdesign. Dort lernten sich Larissa und Marie, die beide den Schwerpunkt Objekt- und Raumdesign belegt hatten, kennen und merkten schon bald, dass die Zusammenarbeit gut klappte. So gut sogar, dass es nach dem Diplom ein logischer Schrittwar, sich 2012 zusammen selbständig zu machen. Seitdem firmieren die zwei als PRINZTRÄGER und kümmern sich um die Gestaltung von Räumen. Was das konkret heißt, erläutert Marie Träger: „Wir gestalten narrative Räume, etwa für Ausstellungen; wir erarbeiten für Organisationen und Unternehmen die Arbeitswelten von morgen; wir entwerfen Shops und Gastronomien; wir entwickeln Inszenierungen im urbanen Raum und bearbeiten das Thema Szenografie.“

Über die Jahre konnte die kleine Agentur ihren Wirkungskreis stetig erweitern, und mittlerweile hat sich ihr guter Ruf weit über das Ruhrgebiet herumgesprochen. Larissa Prinz: „Viele unserer Kund*innen begleiten wir auch inhaltlich über einen längeren Zeitraum in ihren Transformationsprozessen. Sie rufen uns an, wenn sie Fragen haben, Ideeninput oder Beratung brauchen. Meist steigen wir schon sehr früh als Mitdenkerinnen in die Projekte ein.“

Strukturen verändern

Denn einfach nur die Räume zu verändern, bringt Unternehmen nicht weiter. „Es geht immer auch um die Veränderung von Strukturen. Natürlich trägt ein modern gestalteter Raum dazu bei, dass sich die Mitarbeitenden wohler fühlen, aber das ist nicht alles. Nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels müssen sich Chef*innen überlegen, was sie außer Geld noch bieten können. In gemeinsamen Workshops werden auch solche Fragen erörtert. Und wenn daran nicht nur die Entscheider*innen, sondern auch andere Personen aus dem Unternehmen teilnehmen, funktioniert es sehr gut.“

Marie Träger (li.) und Larissa Prinz (re.)

Was können Arbeitgeber*innen tun, um ein Unternehmen für junge Akademikerinnen attraktiv zu machen? Falsche Frage, meint Marie Träger: „Ein Unternehmen wird attraktiv, indem es sowohl den weiblichen als auch den männlichen Angestellten eine flexible und familienfreundliche Arbeitszeit und -atmosphäre bereitstellt. Mir ist es wichtig, dass diese Freiheiten ausdrücklich nicht nur den weiblichen, sondern auch den männlichen Kräften eingeräumt werden. Es gibt so viele unterschiedliche Familienmodelle. Es sollte so sein, dass wirklich allen Care-Arbeit ermöglicht wird.“

 

Agiles Arbeiten im Kleinstunternehmen

Wie regeln die beiden das im eigenen Unternehmen? Seit einigen Jahren arbeiten zwei Frauen festangestellt bei PRINZTRÄGER, die eine ebenfalls Raumdesignerin, die andere Innenarchitektin mit Master in Szenografie. In der Agentur treffen sich die Vier momentan so gut wie nie. Erst war Larissa, später Marie in Elternzeit – und dann kam Corona. Um sowichtiger sind passende Kommunikationsformate. Larissa Prinz erzählt: Augenhöhe ist so wichtig. Wir erleben häufig, dass das in alten Strukturen noch nicht der Fall ist und weiterhin der Chef die Ansagen macht, ohne sich um die Meinung der Mitarbeitenden zu scheren. Natürlich treffen auch bei uns letztendlich wir die Entscheidungen, aber wir diskutieren viel mit unseren beiden Angestellten, nehmen sie sehr ernst und bemühen uns, sie bei unseren Entscheidungen mitzunehmen.“
 

Marie Träger (li.) und Larissa Prinz (re.)

Marie Träger ergänzt: „Wir haben für den Austausch spezielle Formate. Wir machen regelmäßig eine Retro, bei der wir gemeinsam beleuchten, was in der letzten Zeit gut gelaufen ist, wie es allen dabei ging und was man in Zukunft besser machen kann. In kurzen und knackigen Feedback-Gesprächen zwischen uns und unseren Mitarbeiterinnen bzw. im Peer Feedback unter den beiden geben wir uns wertschätzende Rückmeldungen. Das ist für alle sehr hilfreich. Und montags haben wir unser Weekly, in dem wir auch rund zehn Minuten über Privates sprechen. Das ersetzt momentan unsere gemeinsamen Mittagessen und ist eine gute Möglichkeit, sich wirklich zuzuhören und sein Gegenüber in seiner Person und seiner Arbeit wertzuschätzen.

PRINZTRÄGER arbeitet viel für Unternehmen in der Software-Branche, wo die beiden Chefinnen einiges über agiles Arbeiten gelernt haben. „Viele dieser Methodiken sind auch für uns anwendbar. Davon könnten viele Arbeitgeber*innen mal was mitnehmen und mit kleinen Formaten anfangen.“

Wie wichtig diese regelmäßigen Treffen sind, spüren die beiden besonders, seit sie coronabedingt dezentral arbeiten. Und wie geht es nach der Pandemie weiter? „Wir freuen uns sehr darauf, wieder zu viert im Büro zu sitzen, Meetings zu haben und uns mittags gemeinsam was zu kochen. Aber wenn wir tief in einem Projekt stecken und konzentriert und ungestört arbeiten müssen, bleiben wir sicher auch öfter mal im Home-Office. Und wenn dann bei der Video-Konferenz mal ein Kind durchs Bild hüpft, ist das zum Glück für alle mittlerweile ganz normal.“

Infos zur Agentur Prinzträger

Das Designstudio PRINZTRÄGER wurde 2012 in Bochum von Larissa Prinz und Marie Träger gegründet. An der Schnittstelle von Design, Szenografie und Innenarchitektur werden hier individuelle Gestaltungskonzepte und visuelle Identitäten entwickelt. Zum Kundenkreis zählen Start-ups, Großkonzerne, Kultureinrichtungen, Hochschulen und Gastronomien. Unterstützt werden die beiden Chefinnen von zwei festangestellten Mitarbeiterinnen.

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